Aufruf für einen Aufbruch.

Für Bottrop – Eine gemeinsame Stellungnahme aktiver Menschen aus der IG Marktviertel, IG Kirchhellener Strasse, IG Gladbecker Strasse und aus anderen Gruppen.

In Bottrop geschieht derzeit sehr viel Positives.

Die Innenstadt wird belebt, das ist sicher. Unser Oberbürgermeister Bernd Tischler kümmert sich. Er hat die Entwicklung der Innenstadt zu seinem zentralen politischen Projekt gemacht. Und der Wirtschaftsförderungsausschuss im Stadtrat plant eine umfassende Strategie für die Jahre bis 2030.

Wir freuen uns als Aktive in der Innenstadt darüber und sind gerne bereit, unsere Ideen in diesen Prozess einzubringen.

Wir beginnen ganz vorne.
 

Was ist unser Ziel?

Wir wollen nicht auf den reichen Onkel aus Amerika warten, sondern mit den Leuten in unserer Gemeinde starten.

Wir wollen nicht erst mal das Angebot in der Innenstadt mit Millioneninvestitionen verbessern, bevor wir werben. Wir wollen direkt dafür sorgen, dass mehr Menschen in unsere Stadt kommen.

Denn wenn erst mehr Menschen in der Stadt sind, wird das vorhandene Angebot Schritt für Schritt stabiler und noch besser.

Was sich wie eine Kleinigkeit anhört, ist ein großer Wandel. Wir wünschen uns einen Wechsel von einer Angebotsorientierten Handlungsweise, wie sie in den vergangenen Jahrzehnten in fast allen Städten üblich war, hin zu einem Nachfrageorientierten Ansatz.

Sprich, wir wollen lieber Menschen als Häuser in das Zentrum unserer Überlegungen stellen.

Konkret heißt das: In den klassischen Stadtentwicklungs-Programmen werden vielleicht 20 Prozent der Mittel in Werbung gesteckt, damit Menschen in anderen Städten von einem tollen neuen Angebot erfahren. Der Rest in Personal und Umbauten. Wir wollen dagegen 80 Prozent der zur Verfügung stehenden Mittel in Marketing stecken, damit die bestehenden Angebote im Umkreis bekannt werden.

Wir wollen nur 20 Prozent gezielt in die Angebote stecken. Und zwar auch hier vor allen in Projekte, die den Leuten in der Innenstadt Spaß machen, ihre Aufenthaltsqualität verbessern oder ihre Verweildauer verlängern.

So etwas funktioniert. Die Kulturstadt Weimar steckt einen Großteil ihrer Mittel in Werbung nach außen. So entstand über die Jahre einer der größten europäischen Anziehungspunkte. Das geht nicht schnell. Aber die Abwärtsspirale wird gedreht in eine Aufwärtsspirale. In Weimar ist heute was los.
 

Was wollen wir in Bottrop mit diesem neuen Ansatz erreichen?

Wir denken, es macht zunächst wenig Sinn unsere Kräfte zu zerstreuen. Die Aufgabe, die Innenstadt an jedem Tag der Woche zu beleben, ist derzeit zu groß. Stattdessen wollen wir uns auf unsere größte Stärke konzentrieren. Hier können wir mit einem gezielten Einsatz unserer Kraft auf einen Kristallisationspunkt am meisten erreichen. Und damit nach und nach alle Tage in der Woche verbessern.

Der Plan ist simpel: Wir wollen am umsatzstärksten Tag der Woche, am Samstag, 20 Prozent mehr Menschen in die Stadt holen. Das bedeutet, der Umsatz an diesem einen Tag wird um rund 20 Prozent erhöht. Das hört sich nicht so viel an. Doch der Mehrgewinn am stärksten Tag der Woche kann mögliche Verluste an zwei Tagen unter der Woche ausgleichen. Wir drehen so die Negativspirale in eine Positivspirale.

Wenn wir hier Erfolg haben, können wir die Maßnahmen, die wir am Samstag starten, nach und nach auf die Woche ausdehnen und damit die Innenstadt langfristig stabilisieren.

Wie wollen wir am Samstag 20 Prozent mehr Leute in die Stadt holen?

Auch hier ist der Plan simpel. Wir haben ein Event, das immer stattfindet und schon jetzt Leute von außerhalb in die Stadt zieht: Wir haben den Wochenmarkt. Wir setzen deswegen hier an. Wir stärken das stärkste Element am stärksten Tag. Wir stärken unsere Stärken in Bottrop.

Wir bauen auf den Wochenmarkt. Dort können wir mit dem geringsten Krafteinsatz die größte Wirkung erzielen.

Bottrop ist Marktstadt. Das gilt es zu sichern und auszubauen.

Dazu müssen wir natürlich in einer übergreifenden Strategie auch sicherstellen, dass wir durch die gewünschte Einbindung von Wohnungen in die Innenstadt nicht die Entwicklung der Marktfunktion blockieren und aus der Innenstadt eine Schlafstadt machen. Es muss immer die Möglichkeit geben, Gewerbe anzusiedeln, das Menschen anzieht.

Um unser Ziel zu erreichen, müssen wir gar nicht besonders viel machen: Wir müssen nur die Funktion des Wochenmarktes für das Gespräch und die Zusammenkunft verbessern. Wir müssen den Leuten etwas bieten, das sie nicht von zu Hause kennen und das ihnen gefällt.

Hier lohnt ein Blick nach Holland. Gouda beispielsweise ist eine Stadt im Sumpf. Aber hier wird ein Käsemarkt gemacht. Die Mädels tragen lustige Schuhe und Hüte, die Jungs rote Halstücher zu blauen Hemden. Und sie verkaufen einfachen Käse in Rollen auf einem Markt. Der Markt ist weltberühmt. Die Besucher kommen aus Amerika und Asien.

Gut, das machen die in Gouda auch schon 500 Jahre. Und Ok, die Stadt ist auch schöner als Bottrop.

Aber wir können das Prinzip genauso nutzen, um unseren Wochenmarkt ebenfalls zu einer zuverlässigen Attraktion zu machen, die jeden Samstag durchstartet: bürgernah, lebendig, schön. Wir machen aus dem Wochenmarkt ein Event, das beliebig wiederholbar ist. Eben so wie der Käsemarkt in Gouda.

Die Idee ist immer noch einfach. Wir haben zwar keinen Käse – aber Zechen. Lasst uns also einen „Schwarzmarkt“ als Kristallisationspunkt organisieren. Einen Markt der Bergleute. Wo es vielleicht RAG-Seife und RAG-Handtücher gibt, vielleicht Grubenlampen und Kohlestücke. Aber auch Fahrräder und Leckereien. Einfach einen netten, hübschen, nicht zu ernst genommenen Markt mit einer Geschichte drum herum, die sich viele Leute gerne anhören.

Diese Geschichte können wir den Menschen erzählen, die im Movie-Park Urlaub machen oder ins Centro fahren. Menschen, die auf der Skihalde sind, oder in Gladbeck durch eine ausgestorbene Fußgängerzone schlendern.

Diese Leute können wir gezielt am Samstag nach Bottrop locken, denn hier ist was los.

Das ist in jedem Fall besser, als wenn Besucher zufällig am Montag in die Bottroper Fussgängerzone kommen, wenn die Stadt ausruht.

Wer am Samstag ein tolles Erlebnis in Bottrop hat, wird wieder kommen – und wichtiger noch, er wird zu Hause drüber reden und am nächsten Samstag seine Freunde mitbringen.

Ein einfacher Plan: Wenn er funktioniert, und die Innenstadt verlässlich belebt wird, können wir die Aktivitäten Schritt für Schritt auf weitere Tage ausdehnen.

Dieser Plan ist nicht abgeschlossen, sondern offen.

Jede Aktivität am Samstag – egal wo in der Innenstadt – stützt diesen Plan.

Wir können damit die drei großen Räume in der Innenstadt zusammenführen: Das Marktviertel, das Rathausviertel, die Gladbeckerstrasse. Von der Poststrasse über die Untere Hochstrasse, über den Pferdemarkt bis zum Rathausplatz und zur Heiligen Kreuz Kirche.

Unsere Botschaft ist einfach und verständlich. In unserer Stadt ist am Samstag immer was los. Egal wo man in diesem Raum ankommt. Wir können die Botschaft ständig wiederholen. Sie ist schlicht wahr.

Am Samstag ist immer was los.

Es geht an den drei Hauptachsen los – an der Unteren Hochstrasse, der Poststrasse und der Kirchhellener Strasse. Hier sind die Portale der Innenstadt: die Aushängeschilder. Am Morgen können hier Stände stehen oder Events organisiert werden, die Menschen ansprechen und anlocken.

Weiter zieht sich der traditionelle Wochenmarkt rund um den Kirchplatz bis zum Mittag durch die Stadt.

Hier wird der Schwarzmarkt organisiert: Musik, Kaffee, Ausruhen.

Vom Nachmittag bis in den Abend hinein ist dann in der Gladbecker Strasse was los. Die Gastromeile lebt.

Das Programm kann schnell umgesetzt werden und es kostet nicht viel Geld. Es kommt nur darauf an, die Geschichte richtig zu erzählen und an den geeigneten Stellen zu platzieren. Dann wird die Stadt am Samstag belebt und gestärkt. Wir drehen die Spirale um.

Wir müssen dafür auch nicht auf die Eröffnung der Althof Arkaden oder des Hansazentrums warten. Wenn die beiden Orte aufmachen: umso besser! Wenn die neuen Läden aus den Zwischenmieten in der Hansastrasse dazukommen: super!

Wir können loslegen.

Für die weitere Entwicklung der Innenstadt hätte dieser strategische Ansatz eine große Bedeutung. Er könnte bis 2030 die Leitplanken für jede neue Aktivität setzen:

Werden mehr Leute in die Stadt gelockt? Wird die Attraktivität der drei Ereignisräume gestärkt?

Wenn die Antwort zweimal „Ja“ ist: macht es Sinn, den nächsten Ansatz zu verwirklichen.

So wie es Sinn macht, den Feierabendmarkt als zentrales Element der Innenstadtentwicklung auch am Donnerstag zu fördern.

Natürlich geht es auch bei diesem Nachfrageorientierten Ansatz nicht völlig ohne Investitionen. Natürlich müssen die Fahrradwege und die Parkplätze verbessert werden, die Anbindung an den Bahnhof genauso, wie die Gestaltung der Parkhäuser.

Alles, was es den Menschen aus Bottrop und der Umgebung leichter macht, nach Bottrop zu kommen, sich in der Innenstadt aufzuhalten und hier ihre Zeit zu verbringen, ist richtig und sollte möglichst schnell umgesetzt werden.

Die Investitionen in die nötigen frischen Angebote für die Gäste können die vielen Unternehmer in der Stadt weitgehend auf ihre Schultern nehmen. Weil sie vom Zustrom der Leute profitieren können.

Die Stadtverwaltung müsste aber vor allem dafür sorgen, dass über die Investitionen in die Anbindung hinaus genügend Mittel bereit stehen, eine regionale Werbekampagne zu organisieren, um mit der gemeinsamen Botschaft “Hier ist Samstags immer was los” möglichst viele Menschen anzulocken. Weil es alle angeht. Weil diese Innenstadtkampagne eine Aufgabe der ganzen Stadt ist. Weil das keiner der Aktiven aus eigener Kraft tragen kann.

Wir brauchen ein gemeinsames Marketing, das diese Aufgabe wahrnimmt. Das alles, was in unserer Stadt passiert, in die Nachbargemeinden trägt – gerne bis nach Holland hinauf. Eine Kampagne, die modern und kreativ ist, die Sozialen Medien beherrscht und sich nicht scheut, Leute von Oberhausen bis nach Haltern direkt und persönlich anzusprechen.

Denn auch von dort müssen die Leute kommen, um unsere Stadt zu beleben. Und: Wenn es gelingt, Leute aus Holland anzulocken, dann kommen auch die Menschen aus Bottrop und dem nahen Umfeld.

Für dieses Marketing und diese Kampagne brauchen wir viel Geld und eine große, offene Ausschreibung weit über Bottrop hinaus sowie eine breit aufgestellte Jury, die nicht nur die Vergabe des Marketings organisiert, sondern auch die strategische Steuerung der Kampagne übernimmt. Zu der Jury sollten neben Rat und Verwaltung auch Händler, Fachleute, Anwohner, Studenten und Schüler zählen: Die Menschen eben, die unsere Stadt auch in Zukunft beleben sollen.

Wir sind immer bereit, uns in einen Prozess einzubringen, um mit allen, die sich für die Innenstadt einsetzen, über ein gemeinsames Vorgehen zu sprechen. Wir freuen uns auf den Austausch, damit eine gemeinsame Strategie entsteht, die von möglichst allen Menschen in Bottrop getragen wird.

Wir haben nicht viel Zeit. Der Wochenmarkt und die gesamte Innenstadt stehen auf der Kippe. Wenn wir jetzt nicht schnell genug sind, kann alles zu spät sein. Das wollen wir verhindern.

Wir freuen uns auf die Diskussion.

Die Unterzeichner:
(Wenn Sie auch unterzeichen wollen, geht das. Schicken Sie eine kurze Email an: david.schraven @ marktviertel.de)

Isabelle Aberfeld
Katharina Beckfeld-Kern
Julia Behler
Christina Berger
Wolfgang Berger
Paul Bosek
Jasmin Breuning
Monika Butscheck
Sabine Büns
Stephen Dickmann
Benedikt Erhard
Anita Fiege
Gottfried Flachbart
Stefanie Floegel
Sven Fischer
Vanessa Fischer
Denise Franke
Thorsten Franke
Markus Gehring
Roberto Giavarra
Dirk Helmke
Oliver Helmke
Ulla Hoeffken
Eugen Jocks
Ingemar Jocks
Tobias Kemper
Claudia Kerkhoff
Jochen Klee
Katja Korte
Jan Kuhlmann
Oliver Kunde
Michael Langer
Nadine Lewerentz
Stephanie Lücke-Plankermann
Raphaela Milke
Björn Morandin
Caterina Morandin 
Martina Naumann
Tobias Naumann
Daniela Nennstiel
Eugen Palm
Gregor A. Pirazzoli
Karl Reckmann
Sabine Ridderskamp
Lena Schaare
Gregor Schäfers
Ulrich Scharun
Yvonne Scharun
David Schraven
Sonja Schraven
Oliver Schröder
Lukas Tremblau
Ulrich van Troyen
Nadine Watterodt
Nolin Wischermann
Anni Wischermann
Christina Wollny
Christoph Wollny
Veronika Zimmermann